Inspiration ist so ein mystifiziertes Wort, ehrlich gesagt, vielfach gekoppelt an die Existenz einer launischen Gottheit, die nach Belieben Küsse verteilt. Und auf diesen Kuss wartet man dann, um mit dem grossen Wurf ins Rampenlicht zu treten. Und sich, dort angekommen, selbstverständlich so geschickt zu bewegen, als hätte man das ganze Leben nichts anderes gemacht. Dabei hat man sehr wohl etwas anderes gemacht: Man ist gesessen und hat gewartet auf den Kuss einer launischen Gottheit. Falls man dann tatsächlich ins Rampenlicht geworfen werden sollte, was äusserst unwahrscheinlich ist, bewegt man sich dort garantiert folgendermassen: Wie jemand, der gesessen ist und gewartet hat. Ob das den ästhetischen Vorstellungen des Publikums entspricht, sei dahingestellt. Also schreiben wir und lesen und reden darüber, ohne Rampenlicht. Wenn‘s dann eine*n trifft, umso besser, sieht vielleicht nicht ganz so unbeholfen aus.